Lärm kann Ihr Leben beeinträchtigen. Dauerhafte Lärmbelästigung kann sogar zu ernsthaften gesundheitlichen Schäden führen. Nachdem in den letzten Jahrzehnten die Immissionsbelastung durch Lärm erheblich zugenommen hat, nimmt auch der Lärmschutz eine immer bedeutendere Rolle ein. Eine Lösung für Ihr Zuhause oder für öffentliche Gebäude sind Schallschutzfenster und -türen. Diese halten Wohnräume oder Arbeitsbereiche ruhig. Hier erhalten Sie einen Überblick über Schallschutzfenster und Ihre Kategorisierung in sogenannte Schallschutzklassen, die über die Dämmfähigkeit der Fenster entscheiden.
Alles auf einen Blick:
- Eine hohe Lärmbelastung ist ein Gesundheitsrisiko, das durch Schallschutzfenster reduziert werden kann.
- Schallschutzverglasung hat durch Verbundglasscheiben und Edelgasfüllungen eine schalldämmende Wirkung.
- Gestaffelt nach ihrer Dämmfähigkeit sind Schallschutzfenster in sechs Kategorien geteilt. Diese heißen Schallschutzklassen.
- Die DIN-Norm 4109 und die VDI-Richtlinie 2719 geben eine Orientierung für den Schallschutz an Gebäuden.
- Eine Nachrüstung bestehender Fenster spart hohe Kosten im Vergleich zu einem kompletten Ausbau.
Definition
Um die Funktionsweise von modernen Schallschutzfenstern zu verstehen, ist es notwendig zu wissen, was Schall ist, wodurch er entsteht und wann Schall zu Lärm wird, der schließlich Ihrer Gesundheit schaden kann.
Warum ist Schallschutz notwendig?
Dauerhafte Lärmbelästigung beeinträchtigt die Lebensqualität und im schlimmsten Fall auch die Gesundheit. Untersuchungen haben ergeben, dass eine permanente Lärmbelästigung von 60 Dezibel Gesundheitsschäden verursachen kann.
Der menschliche Körper besitzt einen feinen Sensor für Schall. Nachdem das Ohr den Schall aufgenommen hat, wird dieser ans Gehirn weitergegeben. Wirkt auf den Sensor konstant zu viel Schall, nimmt dieser Schaden. Das kann sich direkt auf das Hörvermögen, aber auch auf körperliche Stressreaktionen auswirken.
Straßenverkehr ist die größte Ursache einer dauerhaften Lärmbelastung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat herausgefunden, dass körperlicher Stress durch Verkehrslärm sogar das zweithöchste Gesundheitsrisiko birgt. Doch auch ohne die Gesundheit zu schädigen, kann Lärm durch Straßenverkehr Ihren Alltag erschweren. Dann ist weder konzentriertes Arbeiten noch erholsamer Schlaf möglich.
Um das Risiko einer Gesundheitsschädigung zu reduzieren und Ruhe in Ihrem Zuhause zu garantieren, ist der Einbau von speziellen Schallschutzfenstern eine effektive Lösung.
Wie funktioniert Schallschutz bei Fenstern?
Ein Geräusch entsteht dann, wenn ein fester Körper beginnt, zu schwingen. Diese Schwingungen verbreiten sich über die Luft in Form von Schallwellen. Diese können sogar feste Bauteile wie Wände und Glasscheiben durchdringen. Je mehr Schwingungen ein Geräusch verursacht, umso lauter wird es.
Mit passenden Schallschutzfenstern können Sie den Lärm quasi aus Ihrem Wohnraum aussperren. Im Gegensatz zu herkömmlichen Fenstern haben Schallschutzfenster eine hochwertigere Verglasung. Bei Standardfenstern trifft die Schallwelle auf die erste Scheibe. Diese gibt die Schwingung weiter an die nächste Scheibe im Fensterflügel. Der Lärm wird zwar reduziert, dringt aber dennoch in den Innenraum vor. Schallschutzfenster hingegen bestehen aus mehreren einzelnen Scheiben, die folgende Eigenschaften besitzen:
- Verschiedene Glasscheibendicke
- Unterschiedliche Abstände zwischen den Scheiben
- Mit Edelgas gefüllter Zwischenraum zwischen den Fensterscheiben
Dieser Aufbau eines Schallschutzfensters bewirkt, dass die Schallwellen, die von außen auf die Scheibe treffen, brechen. Auf der Fensteraußenseite, die dem Straßenlärm zugewandt ist, befinden sich die sogenannten Verbundglasscheiben. Bei dieser Verglasung sind zwei Scheiben mithilfe einer Haftfolie oder Kunstharz zusammengeklebt. Diese beiden Materialien erhöhen zusätzlich das Schalldämmmaß. Durch das Verbundglas erfährt der Lärm bereits eine deutliche Dämmung.
Für erfolgreichen Schallschutz reicht das allerdings noch nicht aus, dazu ist das Edelgas notwendig. Meistens handelt es sich hierbei um Argon, Krypton oder Xenon. Diese Gase dämpfen aufgrund Ihrer Dichte den Schall und reduzieren dessen Weiterleitung.
Neben der Schallschutzverglasung selbst spielen noch weitere Faktoren für die Dämmfähigkeit eine Rolle:
- Die Fugen zwischen Fensterrahmen und Mauerwerk müssen schalldicht verschlossen sein.
- Ein Schallschutzfenster aus Aluminium erreicht die höchste Schalldämmung.
Schallschutzklassen
Die Schallschutzklasse definiert, in welchem Maße ein Schallschutzfenster Umgebungsgeräusche abschirmt und am Eindringen in Innenbereiche hindert. Damit geben Schallschutzklassen maßgeblich Auskunft über die Lärmbelästigung innerhalb von Gebäuden.

Warum gibt es Schallschutzklassen?
Fühlen Sie sich durch konstanten Lärm vor Ihrem Fenster gestört, hilft Ihnen der Einbau von passenden Schallschutzfenstern. Allerdings gibt es hier keine Standardlösung. Ihr eigenes Bedürfnis nach Ruhe ist dabei das wichtigste Entscheidungskriterium. Ein Schallschutzfenster kann nur dann erfolgreichen Lärmschutz garantieren, wenn es auf die Lärmbelastung genau abgestimmt ist. Die Frage ist also: Wie viel Lärm muss ihr Schallschutzfenster dämmen können? Sie können sich dazu an offiziellen Richtwerten orientieren, welches Schalldämmmaß für Ihr Gebäude notwendig ist. Konkret gibt dieses Maß den Wert der Lautstärke an, den das Fenster abhalten soll. Lautstärke wird in Dezibel (dB) gemessen und angeben.
Welche Schallschutzklassen gibt es?
Die Kategorien der Schallschutzfenster sind in Deutschland einheitlich genormt und in sechs verschiedene Klassen eingeteilt. Je höher die Schutzklasse ist, umso höher ist die Dämmung, aber auch der Preis. Für die Entscheidung, wann Sie welche Schallschutzklasse wählen müssen, sind zwei Richtlinien relevant:
- DIN 4109: Schallschutz im Hochbau
- VDI 2719: Schalldämmung von Fenstern und deren Zusatzeinrichtungen
Der größte Unterschied zwischen diesen beiden Regelwerken liegt in der Art der Lärm-Messung. Während für die DIN der Lärm draußen vor dem Fenster der entscheidende Wert ist, ist für die VDI die Schalldämmung des eingebauten Fensters im Rauminneren maßgeblich. In die Berechnung nach der VDI geht also auch mit ein, in welchem Maß die Hauswand den Schall bereits dämmt. Laut einer Studie des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz kann dadurch sogar bei den gleichen Immissionsverhältnissen ein unterschiedliches Ergebnis bezüglich der Schallschutzklasse zustande kommen. Von daher ist es ratsam, dass Sie sich beim Einbau oder der Nachrüstung von Schallschutzfenstern ein umfängliches Bild verschaffen und idealerweise beide Richtlinien berücksichtigen.
DIN 4109:
Entscheidend ist hier der Messwert des Außenlärms. Der Lärmpegel sollte bei offenem Fenster gemessen werden, bestenfalls dann, wenn die Geräuschkulisse am stärksten ist.
Aber auch ohne exakten Lautstärkewert können Sie effektiven Schallschutz erreichen. Dafür ist entscheidend, wie weit Sie von der Straße entfernt sind und wie stark befahren diese Straße ist.
In der DIN 4109 werden die Schallschutzfähigkeiten wie in der folgenden Tabelle untergliedert:
Kategorie | Außenlärm in Dezibel (dB) | Abstand zur Straßenmitte in Meter (m) | Fahrzeuge pro Stunde | Schalldämmmaß in Dezibel (dB) |
---|---|---|---|---|
Schallschutzklasse 1 | < 55 | > 35 | 10-50 | 10 |
Schallschutzklasse 2 | 56-60 | 26-35 | 10-50 | 30 |
Schallschutzklasse 3 | 61-65 | 26-35 | 50 -200 | 35 |
Schallschutzklasse 4 | 66-70 | 100-300 | 1000-3000 | 40 |
Schallschutzklasse 5 | 71-75 | 36-100 | 1000-3000 | 45 |
Schallschutzklasse 6 | 76-80 | < 100 | 3000-5000 | 50 |
Wohnen Sie zum Beispiel mehr als 100 Meter entfernt von einer stark befahrenen Straße, kommt Schallschutzklasse 4 für Sie infrage.
VDI 2719:
Was die VDI-Richtlinie 2719 von der DIN unterscheidet, ist die Einteilung der genormten Schallschutzklassen nach dem sogenannten Innenschallpegel. Dieser legt fest, wie viel Schall nach der Dämmung durch ein Schallschutzfenster maximal noch in das Innere der Wohnung übertragen werden darf. Zusätzlich unterscheidet die VDI nach unterschiedlichen Räumen sowie deren Nutzung – tagsüber oder nachts. Hieraus ergeben sich zum Beispiel folgende Soll-Werte bei geschlossenem Fenster:
- Schlafzimmer im reinen Wohn- oder Kurgebiet nachts: 25 bis 40 dB
- Wohnzimmer tagsüber: 30 bis 45 dB
- Arbeitsraum, Unterrichtsraum, Kirchen, OP-Räume: 30 bis 50 dB
- Großraumbüros, Gaststätten, Läden: 40 bis 60 dB
Schallschutz in Ihrem Zuhause
Für guten Schallschutz in Ihrem Zuhause sind die Art der Verglasung, die Montage, der Fensterrahmen und die Beschaffenheit der Außenwände von Bedeutung. Nur wenn alle Faktoren zusammenspielen, ist eine effektive Lärmdämmung gewährleistet. Doch nicht nur Fenster können zum Lärmschutz beitragen. Es gibt auch spezielle Schallschutztüren, die nach demselben Prinzip funktionieren.
Welchen Schallschutz bei Fenstern und Türen?
Welche Schallschutzkategorie die richtige für Sie ist, ist mithilfe von Richtlinien und Messwerten gut herauszufinden. Sofern Sie sich an die Mindestanforderungen der DIN 4109 halten, können Sie den Lärmschutz von Fenstern und Türen Ihren individuellen Bedürfnissen anpassen. Eine fachgerechte Schalldämmung kann sogar bis zu 94 Prozent Schallreduktion bewirken.
Welches Schalldämmmaß für Fenster und Türen notwendig ist, ist jedoch nicht ausschließlich von der Verkehrssituation abhängig. Krankenhäuser zum Beispiel müssen mit 5 Dezibel höheren Schalldämmwert ausgestattet sein.
Ist Schallschutz verpflichtend?
Mit der Norm 4109 sind die Mindestanforderung für den Schallschutz im Hochbau gesetzlich festgelegt. Diese Werte sind zwingend einzuhalten. In der Praxis stellt dies jedoch in der Regel kein Problem dar, da das persönliche Bedürfnis nach Ruhe und Lärmschutz mindestens so hoch ist wie in der DIN – wenn nicht sogar höher. Die Industrienorm, die im Jahr 1989 entwickelt wurde, gilt oftmals als veraltet.
Die VDI-Richtlinie ist eher eine Art Empfehlung. Da sie sich nicht auf bauliche Vorgaben konzentriert, sondern eher auf den Wohnraum, lohnt sich deren Berücksichtigung aber dennoch.
Schallschutz nachrüsten
Wenn Ihnen störender Lärm das Leben schwer macht, haben Sie die Möglichkeit, Ihre Fenster auch mit nachträglichem Schallschutz auszustatten. Dies ist sogar ohne einen kompletten Ausbau möglich.
Können Sie Schallschutz nachrüsten?
Sind Ihre alten Fenster ohne Isolierverglasung noch völlig intakt und weisen als größte Schwachstelle auf, dass sie zu wenig Schutz vor Schallwellen bieten, kann sich eine Nachrüstung Ihrer vorhandenen Fenster lohnen. Diese Möglichkeit sollte in jedem Fall geprüft werden, bevor Sie komplett neue Fenster in Ihre Fassade einbauen lassen und einen vergleichsweise hohen Preis bezahlen.
Für die Schallschutznachrüstung Ihres Hauses gibt es neben einem Austausch des gesamten Fensters zwei Möglichkeiten, die der Fachbetrieb durchführen kann:
- Austausch des Fensterflügels
- Austausch der Fensterscheiben
Ist Ihnen eine Nachrüstung mit zu viel Aufwand verbunden oder benötigen Sie nur zu bestimmten Zeiten einen Lärmschutz, dann bietet sich eine mobile Schalldämmung an. Darunter fallen zum Beispiel Schallabsorber aus Aktivschaum oder spezielle schallisolierende Jalousien. Sie können diese Art Schallisolierung nach Bedarf, zum Beispiel nachts oder zur Hauptverkehrszeit, flexibel selbst anbringen.
Was kostet eine Nachrüstung?
Bei einer Fensternachrüstung ist es unerlässlich, einen Fachmann aus dem Fensterbau zu kontaktieren. Besonders bei der Nachrüstung kommt es auf die exakten baulichen Gegebenheiten an Ihrem Gebäude an:
- Kann der vorhandene Fensterrahmen das Gewicht des Schallschutzfensterflügels tragen?
- Sind die Fensterbeschläge kompatibel?
- Ist das Dichtungssystem schallsicher?
- Wie alt sind die Fenster?
- Aus welchem Material sind die Fenster?
Diese Fragen müssen professionell geklärt werden, wenn Sie Schallschutz nachrüsten wollen. Danach richtet sich dann auch der Preis. Je nachdem, wie viel Sie von Ihren vorhandenen Fenstern ohne Umbau verwenden können, gestaltet sich der Preis.
Sollte eine Nachrüstung bei Ihnen nicht möglich und ein kompletter Fensterwechsel notwendig sein, hilft Ihnen zum Beispiel die KfW Förderbank. Mit dem Programm Wohnraum modernisieren-Standard unterstützt sie sämtliche Modernisierungsmaßnahmen, zu denen auch die Nachrüstung von Schallschutzfenstern zählt. Auch einige Kommunen bieten eine Förderung an, die bis zu 75 Prozent betragen kann. Ihr Ansprechpartner sind dann die jeweiligen Bauämter.
Fazit
Der Einbau von Schallschutzfenstern ist eine Maßnahme, die Ihnen viel Lebensqualität verschaffen kann. Bei der Auswahl der Fenster sollten Sie genau auf Ihre eigenen Bedürfnisse achten. Zu niedriger Schutz ist aber ebenso wenig zielführend wie zu hoher, da Sie dieser von der Außenwelt isolieren kann. Der Lärmpegel vor Ihrem Gebäude ist der zweite entscheidende Faktor bei der Auswahl. Sie können sich hier Tabellen wie die Schallschutz-Norm 4109 oder die VDI-Richtlinie zur Hilfe nehmen. Bei beiden handelt es sich jedoch lediglich um ein Mindestmaß an Lärm- und Schallschutz. Bei Ihrer individuellen Auswahl der Schallschutzklasse helfen Ihnen Experten.