Warum ist regelmäßiges Stoßlüften wichtig?
Stoßlüften bedeutet, ein oder mehrere Fenster mindestens 10 Minuten offen zu lassen, um einen Luftaustausch zu gewährleisten. Dies ist wichtig, damit die Feuchtigkeit und das Kohlendioxid, die sich in bewohnten Räumen sammeln, entweichen können. Geschieht das nicht, drohen Kopfschmerzen und Schimmel. Bei unsanierten Altbauten dringt trockene Außenluft durch Fensterritzen und Wandfugen ein. Dadurch geht zwar Wärme verloren, jedoch findet eine Zirkulation statt. Neubauten und modernisierte Altbauten besitzen dagegen in der Regel Fenster, die fast hermetisch abdichten. Der Heizkostenersparnis steht so eine erhöhte Schimmelbildungsgefahr gegenüber.
Was besagt die DIN 1946-6 „Lüftung von Wohnungen“?
Die DIN-Norm 1946-6 beschäftigt sich mit der korrekten Lüftung von Wohnungen, die nach Energieeinsparverordnung gebaut oder saniert werden. Sie legt die baulichen Voraussetzungen und die Pflicht zum Einbau von Lüftungsanlagen fest. Dabei werden vier Lüftungsstufen definiert. Die Lüftung zum Feuchteschutz (FL) stellt die unterste Stufe dar, die immer und unabhängig vom Verhalten oder von der Anwesenheit der Bewohner gewährleistet sein muss. Danach ist der Bau zu planen und eventuell mit einem Lüftungssystem auszustatten, wenn die Zirkulation zu schwach oder nicht vorhanden ist. In Wohnhäusern darf demnach die Wechselrate einen Wert von 0,3 Kubikmeter pro Stunde nicht unterschreiten.
Wie lüftet man richtig?
Wenn Sie das Fenster drei- bis fünfmal am Tag und je nach Jahreszeit 5 bis 25 Minuten öffnen, machen Sie alles richtig. Diese Richtwerte hängen davon ab, wie viele Personen sich in den Räumen aufhalten und wie kalt es draußen ist. Im Winter ist der Temperaturunterschied größer, deswegen sind die Lüftungsintervalle kürzer. Wer länger das Fenster öffnet, verschwendet Wärme. Im Sommer, wenn die Innen- und Außentemperatur minimal voneinander abweichen, ist eine knappe halbe Stunde notwendig, damit ein kompletter Luftaustausch erfolgt. Auch nach dem Duschen oder nach dem Kochen sollte frische Luft hereinkommen, denn bei beiden Vorgängen reichert sich die Wohnluft mit Feuchtigkeit an. Als besonders effektiv erweist sich Querlüften. Sind gegenüberliegende Fenster oder Türen gleichzeitig geöffnet, auch in verschiedenen Räumen reichen im Winter nur zwei Minuten, damit genug frische Luft hereinströmt.
Ganz falsch ist dagegen die verbreitete Gewohnheit, ein oder mehrere Fenster zu kippen und sich den ganzen Tag oder mehrere Stunden in dieser Stellung zu lassen. Der Luftaustausch ist dabei ungenügend, dazu geht Heizwärme verloren. Außerdem kühlen die Wandstellen in der Nähe vom Fenster, dabei kann Schimmel entstehen.
Wie lüftet man im Winter richtig?
Wer während der kalten Jahreszeit richtig lüften und heizen möchte, dreht die Heizung aus und öffnet das Fenster für fünf bis zehn Minuten. Anschließend wird das Fenster geschlossen und die Heizanlage wieder in Betrieb genommen. Ausmachen ist wichtig, damit die hereinströmende, kalte Außenluft die Sensoren nicht täuscht, die dann auf vollen Touren laufen würden.
Wann ist die manuelle Fensterlüftung nicht mehr ausreichend?
Bei alten Fenster war und ist manuelle Lüftung ausreichend, da der Rahmen nie hundertprozentig schließt und so ein konstanter Luftaustausch erfolgt. Moderne Fenster dichten dagegen so stark, dass das regelmäßige Stoßlüften zum Teil nicht mehr ausreichend, um sowohl eine erhöhte Schadstoffbelastung als auch Schimmelbildung drohen. Wird außerdem öfters während des Tages oder mehrere Tage hintereinander das Fenster nicht geöffnet, weil die Bewohner nicht anwesend sind, soll über eine Lüftungsanlage oder ein Fenster mit eingebauter Lüftung nachgedacht werden.
Darf man in einem Passivhaus die Fenster öffnen?
Auch in einem Passivhaus ist es erlaubt, die Fenster zu öffnen, zum Beispiel um unangenehme Gerüche oder Rauch schneller zu entfernen, oder um Geräusche von Außen wahrzunehmen. Dabei entstehen keine nennenswerten Energieverluste.
Wie funktionieren Fenster mit eingebauter Lüftung?
Fensterlüfter haben den Vorteil, für einen kontinuierlichen Luftaustausch zu sorgen, ohne dass das Fenster geöffnet werden muss. Sie sind außerdem preiswert und erfordern keinen großen Aufwand beim Einbau. Unterschieden wird zwischen passiven Fensterlüftern, die physikalische Eigenschaften der Luft nutzen, und aktiven, die elektrischen Strom brauchen. In beiden Kategorien gibt es Systeme mit und ohne Ventilator.
Zu den passiven Anlagen zählen Fensterfalzlüfter. Sie werden in der Fensterfalz montiert, der Kontaktfläche zwischen Fensterrahmen und Flügel. Dabei wird eine Spalte eingebaut, um von unten Außenluft in den Falzraum hereinströmen zu lassen. Geregelt wird der Stromfluss automatisch über die Druckunterschiede von Innen- und Außenluft. Bei starkem Wind oder Regen schließt er sich automatisch, auch Geräusche dringen nicht ein. Diese kostengünstige Lösung funktioniert ohne Strom.
Für mehr Luftaustausch sorgen die passiven Systeme, die unter dem Namen beschlagsgeregelte Fensterlüfter zusammengefasst werden. Auch sie nutzen die Unterschiede zwischen Innen- und Außenluft, dabei kippt das Fenster automatisch einen Spalt breit. Aufsatzelemente funktionieren dagegen ähnlich wie Fensterfalzlüfter, sind aber im Fenster- , im Blendrahmen oder sogar in der Glasscheibe integriert.
Aktive Fensterlüfter brauchen Strom und verbrauchen damit Energie. Die Vorteile liegen jedoch daran, dass der Luftaustausch sich besser einstellen lässt. Ein motorgetriebenes Gebläse erlaubt, den Massenstrom zu vergrößern. Außerdem messen Sensoren wichtige Parameter wie Feuchtigkeit, CO2-Gehalt und Temperatur der Innenluft und regeln den Luftfluss danach. Das System Endura Twist von Renson wird im Fensterrahmen integriert und gewinnt unter anderem die Wärme der abgeführten Luft zurück, die dann der kalten Luft zugeführt wird. Auf dieser Weise lassen sich Heizkosten dauerhaft senken. Auch AeroTherm von Weru arbeitet mit Axialventilatoren, die in dem Flügel eingebaut sind. Die Keramikkonstruktion erreicht nach Herstellerangaben mit Wärmerückgewinnung einen Wirkungsgrad von bis zu 90%.
Wann lohnt sich eine automatische Lüftungsanlage?
In den letzten Jahren sind automatische Lüftungsanlagen immer populär geworden. Sie sind geeignet für Hausbesitzer, die Schimmelbildung und Schäden durch Feuchtigkeit in ihren eigenen vier Wänden befürchten. Wer öfters das Haus oder die Wohnung verlässt und keinen regelmäßigen Luftaustausch durch manuelle Lüftung gewährleisten kann, bekommt eine bequeme Alternative. Wer hohe Heizkosten hat, kann sie außerdem damit senken, da durch das manuelle Lüften, selbst wenn es korrekt erfolgt, zwangsläufig Wärme verloren geht. Auch für Allergiker und Lärmempfindliche ist das System gewinnbringend, denn die Anlagen sind mit Filtern ausgerüstet, die Pollen von empfindlichen Nasen fernhalten. Da das Öffnen der Fenster wegfällt, dringen keine unangenehme Geräusche ins Haus.
Dezentrale versus zentrale Lüftungsanlage
Unterschieden wird zwischen zentralen und dezentralen Lüftungsanlagen. Erstere bestehen aus Lüftungsrohren, die die Abluft der verschiedenen Räume zu einer zentralen Stelle leiten, einen Teil der Wärme mittels Wärmetauscher der Zuluft zuführen und diese wieder verteilen. Filter und Sensoren regeln Feuchtigkeits- und Kohlendioxidgehalt. Dezentrale Anlagen bestehen dagegen aus Ventilatoren, die separat in den einzelnen Fenstern eingebaut werden. Aktive Fensterlüfter wie EnduraTwist und AeroTherm, die im vorherigen Abschnitt vorgestellt wurden, zählen dazu. Sie eignen sich gut, wenn nur in einem Raum Gerüche und Feuchtigkeit aktiv kontrolliert werden sollten und lassen sich einfach auch in alten Fenstern einbauen. Hohe Investitionskosten und bauliche Veränderungen an der Bausubstanz sind nicht notwendig, dafür geht mehr Wärme verloren.
Vor- und Nachteile der kontrollierten Wohnraumlüftung
Die Vorteile der kontrollierten Wohnraumlüftung liegen auf der Hand: Das regelmäßige Öffnen der Fenster ist nicht mehr notwendig. Parameter wie Temperatur und Luftfeuchte lassen sich einfacher regeln als durch Stoßlüften. Jedoch bergen die Anlagen auch Nachteile. Neben Ausgaben von mehreren tausend Euro für Anschaffung und Inbetriebnahme verursachen Betrieb und Wartung laufende Kosten. Außerdem wird durch regelmäßigen Einsatz die Innenluft unter Umständen zu trocken, wobei manche Modelle auch einen Luftbefeuchter vorsehen. Bei Systemen mit integrierter Befeuchtung ist es jedoch besonders wichtig, die Filter regelmäßig auszutauschen, um die Bildung gesundheitsgefährdender Keime zu verhindern.
Welche Voraussetzungen müssen für den Einbau einer Lüftungsanlage erfüllt sein?
Denken Sie über eine zentrale Lüftungsanlage nach, sollten Sie unbedingt einen Fachmann zu Rate ziehen und mit ihm alle Schritte genau planen. Beispielsweise müssen die Rohre gut isoliert sein, damit die Wärme, die mit der Anlage gespart wird, nicht an anderer Stelle verloren geht. Außerdem klärt der Experte mit Ihnen, ob die baulichen Voraussetzungen vorhanden sind. Unter anderem müssen die Decken eine Mindesthöhe aufweisen, damit die Verlegung der Rohre möglich ist. Auch muss die Gebäudehülle luftdicht sein, damit die Öffnungen keinen zu großen Luftaustausch verursachen.