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Fensterglas

Selbstreinigendes Glas: Funktion, Kosten & Pflege

Kathrina Haunfelder
Verfasst von Kathrina Haunfelder
Zuletzt aktualisiert: 09. Oktober 2025
Lesedauer: 17 Minuten
© SasinParaksa / istockphoto.com

Fensterputzen gehört zu den unbeliebtesten Hausarbeiten, denn Streifen, Schmutz und hartnäckige Flecken machen jede Reinigung zur Herausforderung. Oft muss eine Fensterscheibe mehrmals gereinigt und abgezogen werden, bis sie wirklich sauber ist. Selbstreinigendes Glas bietet hier eine praktische Lösung. Das Spezialglas kombiniert moderne Nanotechnologie mit hohem Nutzen: Es nutzt Umwelteinflüsse wie Regen und Sonnenlicht, um Verschmutzungen automatisch zu lösen und spart so Zeit, Mühe und Reinigungsmittel. Nicht nur in modernen Bürogebäuden, sondern auch im privaten Bereich kann der Einsatz von selbstreinigenden Scheiben sinnvoll sein.

Alles auf einen Blick:

  • Selbstreinigendes Glas besitzt eine spezielle Beschichtung, die durch UV-Strahlung Schmutz zersetzt und Regenwasser gleichmäßig abfließen lässt.
  • Der Putzaufwand wird dadurch deutlich reduziert, vollständig ersetzen kann die Beschichtung die Reinigung jedoch nicht.
  • Es gibt verschiedene Arten von Glasbeschichtungen: selbstreinigendes Glas kann hydrophil oder photokatalytisch wirken.
  • Typische Einsatzbereiche sind schwer zugängliche Glasflächen, großflächige Fassaden oder Wintergärten.
  • Für eine lange Haltbarkeit ist die richtige Pflege der Glasscheiben entscheidend.

Was ist selbstreinigendes Glas?

Selbstreinigendes Glas ist ein speziell behandeltes Fensterglas, das Verschmutzungen weitgehend eigenständig reduziert. Es kommt vor allem dort zum Einsatz, wo Fensterfronten schwer erreichbar sind oder die Reinigung aufwendig und teuer ist. Die Bezeichnung „selbstreinigend“ bedeutet nicht, dass sich das Glas vollständig von selbst reinigt. Die Beschichtung sorgt jedoch dafür, dass sich Schmutzpartikel weniger stark ablagern und leichter entfernt werden können, wodurch der Reinigungsaufwand deutlich sinkt.

Typische Einsatzorte von selbstreinigendem Glas

  • Glasdächer
  • Wintergärten
  • Hochhausfassaden
  • Dachfenster
  • große Panoramafenster

Wie kann Glas selbstreinigend sein?

Die selbstreinigende Wirkung beruht auf einer speziellen Nanobeschichtung, die die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Glasoberfläche gezielt verändert. Dadurch können Schmutzpartikel schlechter haften, während Regen und Sonnenlicht einen Teil der Reinigungsarbeit übernehmen. Je nach Beschichtungsart verläuft der Prozess unterschiedlich: Bei manchen Gläsern zersetzt UV-Licht organische Rückstände auf der Oberfläche, sodass sie sich leichter abwaschen lassen. Entscheiden Sie sich für selbstreinigendes Glas, bedeutet das jedoch nicht, dass die Fenster nie wieder gereinigt werden müssen. Die Beschichtung sorgt vielmehr dafür, dass Staub, Pollen oder Abgase nicht so stark anhaften und sich Verschmutzungen einfacher lösen lassen. Das reduziert den Reinigungsaufwand deutlich und erleichtert das Fensterputzen spürbar. So profitieren Sie von klaren Scheiben, einem gepflegten Erscheinungsbild und einer umweltfreundlichen Lösung, die sich besonders bei großflächigen oder schwer zugänglichen Glasflächen auszahlt.



Welche Arten von selbstreinigendem Glas gibt es?

Selbstreinigendes Fensterglas lässt sich anhand des Wirkungsprinzips unterscheiden, wobei es Fensterscheiben mit hydrophilen (wasserfreundlichen) und photokatalytischen (lichtaktivierten) Effekt gibt. Diese spezielle Schutzschicht ist fester Bestandteil der Scheibe. Es gibt auch Fensterscheiben mit hydrophoben (wasserabweisenden) Oberflächen. Hierbei wird der sogenannte Lotus-Effekt nachgeahmt, wobei die Wassertropfen von der Glasoberfläche abperlen. Jedoch wird diese Glasart oft nicht als gleichwertig zu der Technik der selbstreinigenden Scheiben eingestuft, sondern ist eher als eine Alternative zu sehen. 

Selbstreinigendes Fenster: Welche Technologien sind heute üblich?

  • Photokatalytisches Glas ist mit Titandioxid (TiO2) beschichtet. Photokatalytisch bedeutet, dass durch Lichteinfall ein chemischer Prozess losgetreten wird. 
  • Hydrophiles Glas verteilt die Wirkung rein physikalisch. Wasser verteilt sich dabei gleichmäßig als Film über die Glasoberfläche, anstatt Tropfen zu bilden. Dadurch werden Staub und leichte Verschmutzungen weggespühlt.

Alternative zur selbstreinigenden Verglasung 

  • Hydrophobes Glas besitzt eine Lotus-Effekt-Beschichtung, die dafür sorgt, dass Wasser in Tropfen abperlt, aber den Schmutz nicht aktiv abbaut. Dass die Schmutzpartikel mitgezogen werden, ist lediglich ein vorteilhafter Nebeneffekt. Zudem ist die Haltbarkeit im Vergleich zu den vollwertigen selbstreinigenden Glasscheiben geringer.

Unterschied zwischen photokatalytischem und wasserabweisendem Glas

Merkmalhydrophile Beschichtungphotokatalytische Beschichtung
WirkungsweiseBei hydrophilem Glas verteilt sich Wasser als dünner, gleichmäßiger Film über die gesamte Glasfläche. Dadurch können sich Schmutzpartikel leichter von der Oberfläche lösen und werden beim nächsten Regen weggespült.Bei photokatalytischem Glas wird die Oberfläche durch UV-Licht aktiviert. Dabei setzt der Photokatalysator chemische Reaktionen in Gang, die organische Verschmutzungen zersetzen und so die Glasfläche selbstständig sauber halten.
ReinigungseffektRegenwasser fließt gleichmäßig über die Glasfläche und spült Schmutzpartikel ab, ohne sichtbare Tropfen oder Rückstände zu hinterlassen.Die Kombination aus chemischem Abbau organischer Rückstände und dem gleichmäßigen Abspülen durch Regenwasser sorgt für eine besonders gründliche Reinigung, selbst bei hartnäckigen Verschmutzungen.
optisches ErscheinungsbildAuf der Glasfläche entstehen kaum sichtbare Tropfen. Der gleichmäßige Wasserfilm sorgt für eine dezente, klare Optik ohne störende Wasserflecken.Das Glas wirkt besonders sauber und klar. Bei intensiver Sonneneinstrahlung ist der Reinigungseffekt gut sichtbar, da sich gelöste Schmutzpartikel vollständig ablösen.
AbhängigkeitDie hydrophile Wirkung entfaltet sich besonders gut bei regelmäßigem Regen oder künstlicher Wasserzufuhr, etwa durch Bewässerung.Der photokatalytische Prozess benötigt UV-Licht, um aktiviert zu werden, und Regen, um die gelösten Partikel anschließend abzuspülen.
VorteilDiese Beschichtung sorgt für eine gleichmäßige Glasfläche mit dezentem Erscheinungsbild und verhindert störende Tropfenflecken.Die photokatalytische Beschichtung überzeugt durch eine sehr hohe Selbstreinigungskraft, die auch gegen organische und fettige Verschmutzungen wirksam ist.
typische EinsatzbereicheHydrophiles Glas wird häufig an Fassaden, Glasdächern oder senkrechten Glasflächen in regenreichen Regionen eingesetzt.Photokatalytisches Glas findet vor allem Verwendung an Fenstern, Wintergärten, Solarmodulen oder Dachflächen mit intensiver Sonneneinstrahlung.

Aus welchen Materialien besteht selbstreinigendes Glas?

Im Allgemeinen bildet Floatglas das Grundmaterial für moderne Fenster und damit auch für selbstreinigende Glasscheiben. Floatglas ist ein Flachglas, dass durch das sogenannte Floatverfahren entsteht, bei dem eine geschmolzene Glasmasse auf ein Bad aus flüssigem Zinn geleitet wird. Anschließend wird das Glasband langsam abgekühlt und auf die gewünschten Maße zugeschnitten. Damit aus einem Floatglas eine selbstreinigende Scheibe wird, wird eine entsprechende Beschichtung ergänzt . Diese Schicht besteht bei photokatalytischen Varianten aus Titandioxid, einem mineralischen Material mit hoher UV-Aktivität. Die selbstreinigende Funktion der Glasoberflächen entsteht dadurch, dass die Scheiben beispielsweise mit Metalloxide behandelt werden. 

Wie unterscheidet sich selbstreinigendes Glas von herkömmlichem Floatglas?

Normales Floatglas besitzt eine glatte Oberfläche und hohe Transparenz. Es hat keine zusätzlichen Funktionen, sodass sich Schmutz, Staub, Pollen und organische Verschmutzung leicht ablagern. Selbstreinigende Scheiben sind ebenfalls Floatgläser, jedoch sind sie mit einer entsprechenden Schutzschicht ausgestattet, sodass Schmutzpartikel gezielt abgetragen werden können.

Wie wird selbstreinigendes Glas hergestellt?

Selbstreinigendes Glas entsteht durch spezielle Beschichtungen, die direkt auf die Glasoberfläche aufgebracht werden. Bei hydrophilen Beschichtungen wird das Glas mit hauchdünnen Metalloxiden wie Siliziumdioxid versehen, sodass Wasser sich als gleichmäßiger Film verteilt und Schmutzpartikel einfach abfließen. Photokatalytische Beschichtungen verwenden meist Titandioxid, das unter UV-Licht organische Verschmutzungen zersetzt. Die Beschichtungen selbst werden industriell in unterschiedlichen Verfahren aufgetragen. Eine pyrolytische Beschichtung erfolgt direkt während der Glasproduktion auf der noch heißen Oberfläche, wodurch die Schicht besonders stabil und langlebig wird. Magnetron-Beschichtung hingegen nutzt ein Vakuumverfahren, bei dem das Material mithilfe von Magnetfeldern auf das Glas „gesputtert“ wird, was sehr dünne, präzise Schichten ermöglicht. Beide Verfahren können für hydrophile oder photokatalytische Beschichtungen genutzt werden, sodass Glasflächen dauerhaft sauber und pflegeleicht bleiben.

Selbstreinigendes Glas: Herstellungsverfahren im Vergleich

Verfahren/GlasartVorteileNachteile
pyrolytische Beschichtung (On-Line-Verfahren)
  • sehr lange Haltbarkeit, da die Beschichtung während der Glasproduktion eingebrannt wird
  • hohe mechanische Stabilität
  • pyrolytische Schicht besonders widerstandsfähig gegen Kratzer und Abnutzung
  • pflegeleicht und wetterbeständig
  • weniger flexibel in der Nachbearbeitung
  • eingeschränkte Auswahl an speziellen optischen oder funktionalen Eigenschaften im Vergleich zur Magnetron-Technologie
Magnetron-Beschichtung (Off-Line-Verfahren)
  • sehr präzise und gleichmäßige Schichtdicken
  • ideal für Spezialanwendungen wie Wärmeschutz-, Sonnenschutz- oder selbstreinigende Gläser
  • nachträgliche Aufbringung möglich, daher vielfältige Varianten
  • mechanisch empfindlicher als pyrolytische Schichten
  • erfordert sorgfältige Pflege
  • anfälliger für Beschädigungen durch Reinigung oder Umwelteinflüsse

 Wie ist selbstreinigendes Glas aufgebaut?

  • Basis: Floatglas mit einer Dicke von 4 bis 12 Millimetern
  • Beschichtung: Titandioxid (photokatalytisch) oder Silizium-/Nanopartikel (hydrophob)
  • Schutzschicht: teilweise zusätzliche Versiegelung gegen mechanische Belastung
  • Oberfläche: transparente, optisch neutrale Wirkung ohne sichtbare Veränderung


Wie funktioniert selbstreinigendes Glas?

Der Selbstreinigungsprozess hängt von der Art der Beschichtung ab. Grundsätzlich gibt es Gläser mit photokatalytischer und hydrophiler Beschichtung. In beiden Fällen sorgt die Beschichtung dafür, dass Schmutzpartikel sich nicht auf der Glasscheibe festsetzen, wobei photokatalytische Scheiben mit einen chemischen Prozess arbeiten, während Regenwasser aufgrund der niedrigeren Oberflächenspannung auf hydrophobeben Glas einen gleichmäßigen Film bildet und so Schmutz ebenfalls abtragen kann. Besonders effektiv ist Glas, das beide Effekte vereint: Zunächst zersetzt das Sonnenlicht organische Rückstände durch den photokatalytischen Prozess. Anschließend wäscht der gleichmäßig verlaufende Wasserfilm der hydrophilen Schicht die gelösten Partikel ab. So bleibt die Glasfläche dauerhaft klar, sauber und pflegeleicht.

Welche physikalisch-chemischen Prinzipien stecken hinter selbstreinigendem Glas? 

  • photokatalytische Beschichtung: Bei der photokatalytischen Beschichtung wird eine extrem dünne Nanobeschichtung aus Titandioxid (TiO₂) auf das Glas aufgebracht. Trifft UV-Licht auf diese Schicht, werden Elektronen angeregt und reaktive Sauerstoffverbindungen gebildet. Diese wirken wie ein natürlicher „Reiniger“: Sie spalten organische Moleküle in harmlose Bestandteile wie Wasser und Kohlendioxid auf.
  • hydrophile Beschichtung: Die Oberfläche wird so verändert, dass Wasser sich als dünner Film verteilt. Schmutzpartikel werden dabei gleichmäßig vom Regenwasser abgewaschen, da die Oberflächenspannung so gering ist, dass keine Tropfen entstehen, die Schmutz zurücklassen würden.

Oft werden diese beiden physikalischen Eigenschaften auch in einer Glasscheibe kombiniert, um den Reinigungsfaktor zu optimieren. In solchen Fällen zersetzt das UV-Licht zunächst organische Rückstände auf der Oberfläche (photokatalytischer Effekt). Anschließend sorgt die hydrophile Beschichtung dafür, dass Regenwasser als gleichmäßiger Film über das Glas fließt und die gelösten Partikel vollständig abspült.

Wie gut funktionieren selbstreinigende Fenster in der Praxis? 

Der Reinigungseffekt hängt von Standort, Witterung und Beschichtungsart ab. An sonnigen, regenreichen Fassaden oder Glasdächern funktioniert die Selbstreinigung besonders gut. In schattigen oder trockenen Lagen fällt der Effekt geringer aus. Die Glasbeschichtung verhindert, dass sich Schmutz hartnäckig festsetzt, wodurch häufige Reinigungsschritte entfallen. Große Verschmutzungen, wie Vogelkot, müssen allerdings weiterhin manuell entfernt werden. Besonders bei großflächigen oder schwer zugänglichen Glasflächen sind selbstreinigende Scheiben sinnvoll, da sie Reinigungsintervalle reduzieren und das Putzen insgesamt erleichtern.

Vorteile und Nachteile: selbstreinigendes Glas vs. herkömmliches Glas

GlasartVorteileNachteile
selbstreinigendes Glas
  • reduziert den Reinigungsaufwand deutlich
  • organische Verschmutzungen wie Staub, Pollen oder Abgase werden aktiv abgebaut (bei photokatalytischer Beschichtung)
  • Wasser fließt gleichmäßig ab, Tropfenflecken werden vermieden (bei hydrophiler Beschichtung)
  • besonders geeignet für schwer zugängliche oder großflächige Glasflächen
  • längere Sauberkeit und klare Optik
  • höhere Anschaffungskosten im Vergleich zu herkömmlichem Glas
  • Effekt abhängig von Standort, Regenmenge und Sonneneinstrahlung
  • Reinigungsaufwand wird nicht vollständig eliminiert, z. B. bei hartnäckigem Schmutz wie Vogelkot
  • Beschichtungen können bei falscher Pflege beschädigt werden
herkömmliches Glas
  • günstige Herstellung und Anschaffung
  • breite Verfügbarkeit
  • einfache Verarbeitung und universell einsetzbar
  • keine selbstreinigende Wirkung
  • verschmutzt schneller und sichtbarer
  • regelmäßiger Reinigungsaufwand notwendig
  • stark verschmutzte oder schwer zugängliche Flächen erfordern aufwendigere Pflege

Was kostet selbstreinigendes Glas?

Die Preise für selbstreinigendes Glas liegen über denen von herkömmlichem Floatglas. Die zusätzliche Beschichtung benötigt mehr Aufwand in der Herstellung und lässt die Produktionskosten entsprechend steigen. Zudem setzen sich die Kosten unter anderem auch aus Faktoren wie

  • Hersteller,
  • Qualität,
  • Beschichtungsart und
  • Fenstergröße

zusammen. Aufgrund der verschiedenen Aspekte lässt sich daher ein pauschaler Preis nur schwer nennen. Im Schnitt können Sie jedoch mit einem Quadratmeterpreis von 100 bis 200 Euro rechnen. Zusätzlich kommen auch noch Liefer- und Einbaukosten hinzu.

Wie viel kosten Fenster mit selbstreinigendem Glas?

BeschichtungsartPreisbereich pro m²
Fenster mit hydrophiler Beschichtung100 bis 200 Euro
Fenster mit photokatalytischer Beschichtung50 bis 100 Euro
Kombination (hydrophil + photokatalytisch)ab 100 Euro

Welche Unterschiede gibt es zwischen Herstellern und Technologien?

Neben der Auswahl der Beschichtungsart variieren die Fensterscheiben in ihrer Qualität und Haltbarkeit und das je nach Hersteller. Daher ist es sinnvoll, sich im ersten Schritt ausführlich von einem Profi beraten zu lassen. Mithilfe eines Experten können Sie das richtige Fenster zu einem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis finden. Für eine genaue Preisangabe sollten Sie am besten verschiedene Hersteller vergleichen. Holen Sie sich mindestens zwei Angebote ein, um die ungefähren Kosten und die notwendigen Dienstleistungen kalkulieren zu können.



Muss ich selbstreinigendes Glas überhaupt noch reinigen?

Die Selbstreinigungsfunktion reduziert zwar den Reinigungsaufwand, ersetzt ihn aber nicht vollständig. Besonders bei längeren Trockenperioden oder hartnäckigen Verschmutzungen ist eine manuelle Reinigung weiterhin notwendig. 

Selbstreinigendes Glas: Die richtige Pflege

Eine selbstreinigende Tür- oder Fensterscheibe muss zwar im Vergleich zu herkömmlichen Fenstern seltener geputzt werden, doch wenn es zur Reinigung kommt, sollten Sie dabei auf die richtige Handhabung achten. So bleiben die spezielle Beschichtung und ihre Funktion erhalten. 

Tipps für eine lange Lebensdauer

  • keine kratzenden Schwämme oder Werkzeuge einsetzen, sondern Tuch oder Schwamm mit weicher Struktur
  • neutrale Reinigungsmittel verwenden und auf aggressive Chemikalien verzichten 
  • nach der Reinigung Oberfläche gründlich abspülen
  • Glasoberfläche mit Abzieher nach der Reinigung abziehen
  • bei starker Verschmutzung lauwarmes Wasser mit etwas mildem Spülmittel nutzen
  • regelmäßig auf Schäden oder Kratzer in der Beschichtung prüfen

Achten Sie zudem auf die Pflegehinweise des Herstellers, um die Selbstreinigungsfunktion Ihrer Scheiben nicht zu beeinträchtigen.

Wird selbstreinigendes Glas als förderfähige Maßnahme anerkannt?

Selbstreinigendes Glas allein gilt nicht als eigenständige förderfähige Maßnahme, da der Effekt primär den Reinigungsaufwand reduziert und nicht direkt zur Energieeinsparung beiträgt. Eine staatliche Förderung ist jedoch möglich, wenn die Verglasung Teil einer energetischen Sanierung ist. Das bedeutet: Wird das selbstreinigende Glas in ein Fensterpaket integriert, das gleichzeitig Wärmeschutzverglasung oder eine besonders energieeffiziente Rahmenkonstruktion enthält, können staatliche Förderprogramme greifen und die Kosten für die Fenstersanierung reduzieren. Die richtigen Ansprechpartner für die Förderung von neuen Fenstern sind unter anderem das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sowie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Planen Sie eine energetische Gebäudesanierung, bei der ein umfangreicher Fensteraustausch durchgeführt werden soll, sollten Sie sich im Vorfeld auch über regionale Fördermöglichkeiten informieren.

Selbstreinigendes Glas: Gibt es DIN-Normen oder Qualitätsstandards

Allgemein ist für beschichtetes Glas unter anderem die DIN EN 1096-5 relevant. Hierbei werden die Rahmenbedingungen der Prüfverfahren und der Qualitätsbewertung festgelegt. Welche weiteren Normen relevant sind, hängt von den Eigenschaften Ihrer Fensterscheibe ab. Handelt es sich um ein Isolierglas inklusive Beschichtung, muss für das Prüfverfahren ebenfalls die DIN EN 1279 beachtet werden. Achten Sie beim Fensterkauf nicht nur auf die Selbstreinigungsfunktion, sondern auch auf Faktoren wie den U-Wert und den G-Wert der Verglasung sowie die Dichtheit des Rahmens. Nur so kann eine finanzielle Förderung beantragt und gleichzeitig ein langfristiger energetischer Vorteil erzielt werden. Beachten Sie zudem, dass Sie den Förderantrag einreichen müssen, bevor Sie mit den Baumaßnahmen beginnen.

Übersicht zu den wichtigsten Normen für selbstreinigendes Glas

NormRelevanz für selbstreinigendes Glas
DIN EN 1096
  • Prüfung der Glasqualität sowie Klassifizierung
  • regelt Haltbarkeit, Lichtdurchlässigkeit, Reflexion und Abriebfestigkeit von Glasbeschichtungen
DIN EN 572
  • Grundnorm für die Herstellung von Bauglas
  • auch Basis für beschichtetes Glas
DIN EN 12150
  • wenn selbstreinigendes Glas als Sicherheitsglas ausgeführt wird
DIN EN 14449
  • wenn die selbstreinigende Beschichtung auf Verbundsicherheitsglas (VSG) aufgebracht wird
DIN EN 1279
  • Vorschriften für Wärmeschutzverglasungen, die ebenfalls mit selbstreinigenden Beschichtungen kombiniert werden können

Kann man selbstreinigendes Glas nachrüsten?

Grundsätzlich ist eine Nachrüstung möglich, zum Beispiel mit Produkten, die einen ausreichenden wasserabweisende oder schmutzlösende Wirkung erzeugen. Diese Lösungen sind jedoch in der Regel weniger dauerhaft als werkseitig beschichtetes Glas und müssen regelmäßig erneuert werden.

Möglichkeiten einer nachträglichen Beschichtung:

  • Komplettaustausch: Der Austausch der bestehenden Scheibe gegen eine selbstreinigende Variante ist die effektivste Methode, um Fenster und Türen nachzurüsten.
  • Sprays und Flüssigbeschichtungen: Diese lassen sich einfach auftragen und erzeugen einen Abperleffekt (Lotus-Effekt).
  • Folien: Sie werden direkt auf die Glasoberfläche geklebt. Optisch sind sie nicht immer vollständig unsichtbar und ihre Haltbarkeit ist geringer als bei anderen Methoden.

Sprays, Flüssigbeschichtungen oder Folien stellen keine vollwertigen selbstreinigenden Scheiben dar, sondern eher Alternativen. Sie sind weniger langlebig als werkseitig beschichtetes Glas. Lassen Sie sich daher bei einer Nachrüstung am besten von einem Profi beraten, welche Option für Ihre Fenster am geeignetsten ist. 



Diese 5 Dinge sollten Sie beachten

  1. Berücksichtigen Sie die Ausrichtung der Glasflächen. Südlagen profitieren stärker von lichtaktiven Beschichtungen, während schattige Bereiche besser mit hydrophoben Systemen ausgestattet werden sollten.
  2. Prüfen Sie, ob sich die Technologie auch mit anderen gewünschten Eigenschaften wie Sonnenschutz, Schallschutz oder Sicherheitsglas kombinieren lässt.
  3. Bedenken Sie, dass auch die Rahmenkonstruktion und die Dichtungen gepflegt werden müssen, da diese nicht selbstreinigend sind.
  4. Planen Sie Ihre neuen Fenster am besten mit einem Profi, um das ideale Modell mit geeigneten Eigenschaften auszuwählen und normgerecht einzubauen. 
  5. Kalkulieren Sie die höheren Anschaffungskosten in Ihre langfristige Planung ein und vergleichen Sie diese mit den eingesparten Reinigungskosten, insbesondere bei schwer zugänglichen Flächen.

Fazit

Selbstreinigendes Glas verbindet innovative Technologie mit praktischem Nutzen und erleichtert den Alltag spürbar. Jede Beschichtungsart, ob hydrophil, photokatalytisch oder in Kombination, bietet spezifische Vorteile, von der physikalischen Abführung von Verunreingiungen über die chemische Zersetzung organischer Rückstände bis hin zur langfristigen Reduzierung des Reinigungsaufwands. Besonders bei schwer zugänglichen Glasflächen, großflächigen Fassaden oder Wintergärten zeigt sich der volle Nutzen dieser modernen Glastechnologie. Die Entscheidung für die passende Variante hängt von den individuellen Anforderungen ab. Wer Wert auf besonders pflegeleichte Oberflächen legt, ist mit hydrophilem Glas gut beraten. In stark verschmutzten oder sonnigen Bereichen entfaltet photokatalytisches Glas seine volle Wirkung. Die Kombination beider Technologien bietet die maximale Selbstreinigungskraft und kann damit eine sinnvolle Investition sein, die Zeit, Mühe und Reinigungsmittel spart und gleichzeitig den Wert der Glasflächen langfristig erhält.

Selbstreinigendes Glas: Häufig gestellte Fragen

Kann selbstreinigendes Glas auch in Feuchträumen wie dem Badezimmer eingesetzt werden?

Grundsätzlich kann selbstreinigendes Glas auch in Feuchträumen wie Badezimmern verwendet werden. Besonders vorteilhaft ist es bei Glasduschwänden oder Oberlichtern, da Kalk- und Seifenrückstände leichter entfernt werden können. Wichtig ist jedoch, dass die Glasflächen regelmäßig abgespült werden, da in Innenräumen der natürliche Spüleffekt durch Regen fehlt.

Beeinflusst selbstreinigendes Glas die Lichtdurchlässigkeit?

Die Beschichtung ist extrem dünn und transparent, sodass die Lichtdurchlässigkeit praktisch unverändert bleibt. In der Regel liegen die Werte im Standardbereich, vergleichbar mit herkömmlichem Floatglas. Unterschiede sind mit dem bloßen Auge nicht erkennbar.

Ist selbstreinigendes Glas umweltfreundlich?

Selbstreinigendes Glas kann in der Regel als umweltfreundlich eingestuft werden, da es den Einsatz von chemischen Reinigungsmitteln deutlich reduziert. Außerdem sinkt der Wasserverbrauch, da die Reinigungsintervalle länger werden. Die Herstellung ist zwar energieintensiv, doch die langfristige Nutzung bringt ökologische Vorteile mit sich.

Über unsere*n Autor*in
Kathrina Haunfelder
Kathrina studiert zurzeit Technikjournalismus und Technik-PR. Im Studium eignete Sie sich bereits die grundlegenden Kompetenzen in den Bereichen Print-, Online-, Hörfunk- und TV-Journalismus mit dem Schwerpunkt Technik an. Vor ihrem Studium absolvierte Sie eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin.